Also heißt es, ab in den Flieger und trainieren, trainieren, trainieren. Ziel dieser Reise: der höchste Berg Spaniens - Pico del Teide. Doch bis dahin sollen noch ein paar Tage vergehen, auf 3.700m wollen wir dann doch nicht unvorbereitet gehen.
Im Flugzeug schon erhaschten wir den ersten Blick auf unser Ziel:
aber nun zum Tourentagebuch...
Tag 1 12.01.2014 Roque del Conde 1001m
für den ersten Tag haben wir uns eine kleine Tour ausgesucht: den Roque del Conde. Mit 1001 Metern ist er mehr ein Bergchen, denn ein Berg, aber auf der Tour hatten wir trotzdem 500 Höhenmeter zu gehen, was für den ersten Tag nach mehr oder weniger halbjähriger Pause doch recht ansehnlich ist.
gestartet sind wir in Arona gegen 10:30h. Die Tour; Vento - Conde - Vento; ist mit 3h15 angesetzt, mal sehen, wie fit wir sind :)
Der Himmel ist blau, es sind um die 20 Grad und ich bin einfach nur glücklich. Sehr angetan war ich von den ganzen Kakteen, die hier in der Gegend herumstanden, die Umgebung war einfach so anders als in den Alpen, in denen wir ja sonst wandertechnisch zuhause sind.
Nach ca. einer halben Stunde haben wir kamen wir an den "Barranco del Rey", in dem wir gefühlte 100 von unseren Höhenmetern hinab und wieder hinauf steigen durften.
Als wir ein paar Höhenmeter gemacht hatten, ist mir aufgefallen, dass man ja das Meer sehen kann! Ich war total aus dem Häuschen, es war Januar, ich besteige kurzärmlig bei Sonnenschein meinen ersten Berg diesen Jahres und ich kann dabei aufs Meer sehen.. ein Wunder, dass ich vor lauter Staunen überhaupt am Gipfel ankam :)
Aber wir wollen ja nicht vorweggreifen.
So ging es nun weiter, über Stock und über Stein, die Route war nicht sehr schwer, aber das sollte sie ja auch nicht sein. Trotz der geringen Höhe ging uns teilweise die Puste aus, was aber aufgrund unserer Bergabstinenz nicht weiter verwunderlich war.
Die dämlichen Kakteen (ja, meine Freude währte nicht so lang) haben mir sehr oft schmerzhaft ihre 5 cm langen Stacheln in die Beine gesteckt, und das trotz dicker langbeiniger Wanderhose.. Ich wollte nicht wissen, wie es den ganzen Touris in Shorts ging, denen wir auf dem Abstieg begegnet sind. =)
Gegen 12h erreichen wir den Gipfel des Conde. Sonderlich imposant ist er nicht, aber wir haben gute Sicht und können uns die Landschaft mal von oben ansehen. Und natürlich unser Ziel..
Aber wir konnten auch einen vagen Blick auf La Gomera erhaschen
Um 13:30h sind wir wieder an unserem Startpunkt in Arona. 3 Stunden, trotz gemütlichem Aufenthalt auf dem Gipfel, wir scheinen doch fit zu sein :)
Damit genug vom ersten Tag, morgen sollen es 650 Höhenmeter werden.
Wie immer - hoch hinaus.
Tag 2 13.01.2014 Guajara 2718m
für den 2. Tag unserer Vorbereitung haben wir beschlossen, dass wir die nächste Tour ein wenig nach oben verlegen um uns an die Höhe, die uns bevorsteht zu gewöhnen. Also entschieden wir uns für den Guajara mit seinen 2718m. Startpunkt war Parador Nacional auf 2151m. Wir fuhren ca. 2 Stunden über lustige Serpentinenstraßen rauf und runter und dachten schon, wir wären am Startpunkt vorbei gefahren. gegen 10:50h haben wir es dann doch geschafft, den Parkplatz zu finden und es konnte los gehen. Geplant ist die Tour lt. Wanderführer mit 4h20. Wir haben uns entschieden, sie "verkehrt" herum zu gehen, und somit den schwierigen Teil während des Aufstieges und den leichteren Part während des Abstieges zu gehen.
Die ersten 15-20 Minuten sind wir nur quer durch die Caldera gestiefelt, bis wir den Einstieg zur Route erreicht hatten. Nach 50 Minuten haben wir schon eine beträchtliche Höhe erreicht. Wieder einmal bin ich fasziniert von der andersartigen Landschaft!
Hier wächst außer Ginsterbüschen nichts mehr, und auch diese haben schon bessere Tage gesehen.Ich fragte mich, was die Tiere, deren Spuren wir entdeckten wohl fressen mochten?
Trotz des blauen Himmels und Temperaturen, dass ich ohne Jacke nur im Fleecepulli wandern konnte wurde der Weg immer weißer.
Es wurde immer ausgesetzter und rutschiger je höher wir kamen. Teilweise mussten wir über schneebedeckte Felsen klettern. Hierfür waren Schwindelfreiheit und Trittsicherheit definitiv erforderlich. Als Abstieg nach einem 4 stündigen Aufstieg hätte ich mir dies definitiv nicht gewünscht!!
Auf dem Gipfelplateau, welches wir gegen 13h erreichten war es verhältnismäßig warm und schneefrei. Überall gab es kleine Schutzmauern vor dem Wind und der Ausblick war fantastisch.
Auf der einen Seite hatten wir einen fast ebenbürtigen Blick auf den Teide und auf der anderen Seite konnten wir sogar Gran Canaria entdecken!!
Für den Aufstieg hatten wir nun 2 Stunden benötigt, und da der Abstieg die leichtere Route werden sollte, waren wir zuversichtlich, dass wir die Strecke in der angegebenen Zeit bewältigen würden.
Der Abstieg erwies sich dann tatsächlich als Kinderspiel. Mit unseren Stöcken bewaffnet rannten wir den Berg fast hinab. Die letzte Dreiviertelstunde sind wir dann nur noch eben auf dem Fahrweg zum Parador Nacional zurückgelaufen. In der Ebene war es ganz schön warm und es kamen uns viele Leute mit kurzer Kleidung und Wandersandalen entgegen (die Wahnsinnigen!) Die kleinen Labyrinthe, die wir von oben bewundert haben, erwiesen sich bei näherem Hinsehen als ganz schön imposant - uns verschlug es die Sprache..
Ein Blick auf die Uhr sagt uns, es ist 15:20h und somit haben wir - trotz einer ausgiebigen Mittagspause auf dem Gipfelplateau - nur 4,5h für die Tour benötigt. Das gibt Hoffnung für die große Tour!
Am Auto angekommen war ich doch froh, dass ich nicht selbst fahren musste, da mir nun doch die Füße ein wenig brannten. Aber es war eine sehr schöne Tour, welche wir immer wieder gehen würden. Gerne auch zu einer Jahreszeit, in der weniger Schnee liegt :)
Morgen wird es einen Erholungstag geben, damit wir am Mittwoch fit für den Teide sind. Hierfür haben wir uns den Loro Park in Puerto de la Cruz ausgesucht.
Wie immer - hoch hinaus.
Tag 4 15.01.2014 Pico del Teide 3718m
Heute ist es soweit: wir besteigen den höchsten Berg Spaniens! Morgens gegen halb acht ist meine Begeisterung ehrlich gesagt noch recht zahm, die muss erstmal wach werden :)
die Dunkelheit und der wolkenverhangene Himmel lassen mich auch nicht gerade vor Freude Tänzchen aufführen. Und der Gedanke erst, dass wir nun schon wieder gefühlte 100 km Serpentinen in der Schüssel (ich weigere mich, es Auto zu nennen) ... naja.
Knapp eine Stunde später sah die Welt dann schon anders aus... im wahrsten Sinne des Wortes (wie war das "üüüüber den Wolken, lalalala..")
Schon war meine Laune wieder nicht im Zaum zu halten!
Kaum kamen wir am "Einstiegspunkt" an, hat natürlich die Kamera beschlossen, dass nun Zeit wäre zu bemerken, dass der Akku leer ist.... grr. Also für den Rest der Tour nur noch mit dem Handy fotografiert. Ist natürlich toll, wenn man bedenkt, dass wir -3 Grad haben und der Auslöser wegen Touchdisplay mit Handschuhen nicht funktioniert... ahhhhh
Gegen 09.30h kamen wir an den berühmten Teide Eiern an. Da die ganze Landschaft so aussieht, wir ich mir den Mars vorstelle, nachdem dort Bergbau betrieben wurde und die Landschaft nun verlassen ist (Red Faction?) , kann man schon sagen, dass die Eier ein Highlight sind :)
irgendwie ging es nicht so richtig voran, wir latschten über einen Wirtschaftsweg, klar ging der leicht Bergan - aber wenn das so weiter ging, dann kämen wir nie am Gipfel an.. Naja, noch ein bisschen Aussicht bewundern.. Die im Tal hatten vermutlich nicht so schönes Wetter, wie wir, aber von oben sah die Wolkendecke einfach atemberaubend aus!!
10:30h habe ich mich wirklich gerade beschwert, dass es nicht bergauf geht???! Ich glaube, wir sind gegen eine Wand gelaufen. Ich versuche die Steigung mal zu beschreiben: Wir haben Schritte gemacht, die 30 cm Länge nicht überstiegen. Ungelogen. In (gefühlt) Minutenabständen immer einen (ein bisschen übertrieben) und wir hatten das Gefühl, dass unsere Lungen brennen und unser Herz explodiert. Ü 3000m sollte man nicht nach Steigung schreien. Nein! Also so langsam habe ich mich in meiner Berglaufbahn noch nie fortbewegt. Aber es ging nicht, nicht einen Schritt schneller. Gut, Höhenmeter haben wir schnell (naja relativ, da wir ja so langsam gelaufen sind) hinter uns gebracht, aber Entfernung nun gar nicht mehr. Lieber Teide, kannst du nicht so ein Zwischending machen??
hmm, ich dachte, ich hätte auch ein Bild "zurück" gemacht, den Weg, den wir kamen, aber irgenwie.... egal auf dem Bild sieht es mal wieder sowieso nicht so steil aus, wie es war....
also schleppten wir uns voran, die Luft wurde immer dünner und der Schnee wurde immer mehr. Klar, war ja auch Winter.
Gegen 11:20h haben wir das steilste hinter uns. Am Refugio de Altavista machen wir 5 min. Pause und dann geht es in die Schneelandschaft. So weit kann der Gipfel doch nicht mehr sein?
Für den weiteren Weg benötigte ich alle meine Hände und meine gesamte Konzentration sodass es hiervon keine Bilder gibt. Wir mussten teilweise durch Tiefschnee, teilweise über vereiste Platten (glücklicherweise lagen überall Lavaklumpen rum, die man zur Not hätte anvisieren können) unseren Weg suchen.
Lustig war auf jeden Fall, dass die Ranger oben mit einem Presslufthammer den Schnee vom "Weg" geschafft haben und uns ganz schön blöde angeguckt haben, als wir da hoch gestiefelt kamen :-D
Gegen 13:40h sind wir dann an der Gipfelstation. Brav haben wir uns vorher angemeldet um im Zeitfenster 13-15h auch den Gipfel betreten zu können aber....
Pustekuchen. Die Ranger lassen uns nicht rauf. zu viel Schnee....................
Schnee?? wo denn??????
Aber gut, nachdem ich mir die ganzen Touris die mit der Gondel hochgekommen sind angesehen habe (kurze Hose, Sandalen...) habe ich schon verstanden, warum sie uns nicht erlauben wollten hoch zu gehen. Wie hätten sie erklären können, dass wir dürfen, und sie nicht. Trotzdem war es so ärgerlich, dass wir beschlossen, mit der Bahn hinunterzufahren. So aus Trotz.
Randnotiz: sie hätten uns den gleichen Weg (den mit dem 1000m Schnee und Eis) wieder zurückgehen lassen, aber nicht auf den Gipfel... dumdidum)
Noch eine Randnotiz: meine bessere Hälfte hat (aufgrund eine Insiders, wegen eines Filmes) freundlicherweise 2 Bier mit hochgeschleppt. Prost! P.S.: auf 3500m wirken 25cl Bier GAAAANZ anders :)
unten angekommen hatten wir erstmal einen Sauerstoffschock und mussten dringend ein paar Jacken ausziehen :)
Nun begann der 4km Rückmarsch über die Fahrstraße zum Auto. Wäre langweilig gewesen, hätten wir nicht permanent um unser Leben fürchten müssen da die Straße nicht SO breit und nicht SO einsehbar war.. was aber scheinbar in einem Auto nicht auffällt.. den Fahrstilen nach zu urteilen..
Müde und nicht ganz so glücklich beendeten wir nun das Abenteuer "Teide" und beschlossen irgenwann noch einmal wieder zu kommen. So ein halb bestiegener Berg ist ja auch nichts... morgen geht es in den Nebelurwald, bis dahin -
hoch hinaus!